Soziales Zentrum „Sabota“ in Prishtina eröffnet

Logo des Sozialen Zentrums Sabota

Vor einem Monat, Anfang November 2017, hat in Prishtina, der Hauptstadt des Kosovo, das „Quendër Sociale Sabota“ aufgemacht. Es wird gemeinsam von der Anarchosyndikalistischen Gruppe Prishtinas (GASP) und einigen Marxist_innen betrieben und ergab sich aus den Bedürfnissen der Gruppe GASP nach einem Raum, um sich zu treffen, zu organisieren, sichtbar und ansprechbar zu werden. Hier eine Übersetzung des Selbstverständnisses:

„Das Soziale Zentrum „Sabota“ ist ein kollektiver Raum zum Arbeiten und Treffen, für Diskussionen und Organisierung. Es ist ein freier Raum für freie Menschen. Sabota ist ein Treffpunkt für Menschen aus allen Lebenssituationen, unabhängig von ihrer Identität.

Wir diskriminieren niemanden, aber bekämpfen alle, die das tun. Wir bauen Fenster, wo nur Mauern stehen, wir entwickeln Kritik, wo diese verboten ist, wir befördern Solidarität an Orten, wo es nur Gleichgültigkeit gibt, wir schaffen Inhalte an Orten, wo Marketing, Organisierung, wo Vereinzelung und Widerstand, wo Unterdrückung vorherrschen. Deswegen sind Eigentümer_innen, Millionäre, Bosse, Rechte, Faschist_innen, Polizei und Soldat_innen, all jene also, die sich auf Grundlage der Arbeit Anderer bereichern oder dieselben beschützen, nicht willkommen.

Das Sabota-Kollektiv ruft alle Gleichgesinnten dazu auf, Teil der Community zu weden.“

Panorama-Bild des sozialen Zentrums

Innenansicht

Hier der Link zur Facebook-Seite von Sabota: https://www.facebook.com/Sabota-Qendra-Sociale-125821644749331/

Die Grupi Anarko-Sindikalist i Prishtinës / Anarchosyndikalistische Gruppe Prishtina (GASP) besteht seit 2016 und ist die erste Gruppe, die im Kosovo anarchistische Ideen vertritt. Weder gab es vor, noch während oder nach dem Zusammenbruch des jugoslawischen Staatskommunismus eine anarchistische, antiautoritäre oder undogmatische Tradition im Kosovo. GASP leistet also Pionierarbeit, u.a. in der Produktion oder Übersetzung der ersten anarchistischen Texte ins Albanische. Darüberhinaus hat GASP von Beginn an Proteste von Arbeiter_innen, Queers und anderen Unterdrückten unterstützt.

Logo der Gruppe GASP

Die Facebook-Seite von GASP: https://www.facebook.com/Grupi-Anarko-Sindikalist-i-Prishtin%C3%ABs-1783511225201042/

Seit den 1980er Jahren kollidieren im Kosovo der serbische und albanische Nationalismus. Nach einer Phase anti-albanischer Politik bis hin zu ethnischer Säuberung seitens der serbischen Zentralgewalt, kam es 1998-1999 zu einem Krieg zwischen der nationalistischen kosovo-albanischen Organisation UCK und der serbischen Armee. 1999 griff die NATO ein, bombardierte Serbien und ermöglichte die Gründung eines unabhängigen kosovarischen Staates. Für die BRD bot sich damit die Möglichkeit zum ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr seit 1945. Der serbisch-albanische Konflikt dominiert bis heute die kosovarische Gesellschaft. Insofern ist es nicht zu unterschätzen, dass mit GASP seit bald zwei Jahren eine Gruppe existiert, die Ideen formuliert, die sich jenseits nationaler und nationalstaatlicher Denkmuster bewegen, und dass mit Sabota nun ein Raum aufgemacht wurde, in dem diese Ideen zugänglich und erfahrbar werden.