Anna Campbell aus dem britischen Bristol ist vor einer Woche, am 16. März, während eines türkischen Raketenangriffs auf ihren Konvoi in Afrin getötet worden. Wir wollen an dieser Stelle an Annas Leben und ihre Ideale erinnern und gegen den türkischen Angriffskrieg auf die Demokratische Föderation Nordsyrien (Rojava) protestieren.
Anna Campbell kam ursprünglich aus Lewes, East Sussex, und war in den letzten Jahren in Bristol in der anarchistischen Bewegung aktiv – v.a. in der Antiknastgruppe Empty Cages Collective, das gegen den gefängnisindustriellen Komplex kämpft, in der Gefangenenrechtsgruppe Smash IPP, die sich gegen das britische Pendant der Sicherungsverwahrung engagiert, im IWOC, dem Komitee zur Unterstützung inhaftierter Arbeiter_innen der Basisgewerkschaft IWW, und nicht zuletzt in der anarchistischen Antirepressionsgruppe ABC Bristol. Darüber hinaus war sie Teil der feministischen Bewegung.
Im Mai 2017 ist sie ins nordsyrische Rojava gegangen, um sich den Selbstverteidigungseinheiten der kurdischen Bewegung, YPG, genauer gesagt, deren Fraueneinheiten, der YPJ, anzuschließen. Nach einer Grundausbildung wurde sie in der letzten Phase des militärischen Kampfs gegen den Islamischen Staat eingesetzt und ließ sich dann nach Afrin verlegen. Dort wollte sie das demokratische Projekt und die Frauenemanzipation in Nordsyrien vor dem türkischen Angriffskrieg verteidigen.
Ihr Tod wurde durch die Mainstreampresse in Großbritannien und sogar in Deutschland aufgegriffen und thematisiert – freilich ohne auf die Tragweite ihrer politischen Motive einzugehen. Für sie ist sie einfach die erste Britin, die in Nordsyrien gefallen ist. Das mag für die Presse ein Skandal sein. Die unzähligen Opfer aus der Zivilbevölkerung und den Selbstverteidigungseinheiten in Nordsyrien dagegen sind nur ein Hintergrund zur Berichterstattung über die geopolitischen Konflikte in der Region und führen im besten Fall zur Aufstellung von Opferstatistiken.
In den nächsten Wochen werden viel mehr Menschen sterben müssen. Wir wollen deswegen an dieser Stelle deutlich machen, dass wir die Proteste der kurdischen und linken Bewegungen in Deutschland gegen den Krieg unterstützen und die Medienhetze und polizeiliche Überwachung sowie Angriffe auf die Protste verurteilen. Außerdem wollen wir darauf hinweisen, dass die Art und Weise, wie Flüchtlinge aus der Region hier in Deutschland vom Staat verwaltet werden und wie sie teilweise von Anschlägen und Pogromen bedroht werden, einen Beitrag der BRD in der Kriegsführung in Syrien darstellt.
Wir sind in Gedanken bei der Familie und den Freund_innen von Anna sowie bei den Gruppen, in denen sie aktiv war.
Weitere Nachrufe wurde verfasst vom Empty Cages Collective und den IWW UK.
Schwarzkreuz Jena, März 2018